Operetten-Lexikon

Pariser Leben

Operette in 5 Akten
Musik von Jacques Offenbach
Text von Henri Meilhac und Ludovic Halevy
Uraufführung: 31. Oktober 1866 im Theater Palais Royal in Paris (Frankreich)
Deutsche Erstaufführung: 31. Jänner 1867 im Carltheater in Wien (Österreich)

Neben "Orpheus in der Unterwelt" und "Die schöne Helena" gehört "Pariser Leben" zu Offenbachs erfolgreichsten Operetten. Jacques Offenbach und seine beiden Textdichter Henri Meilhac und Ludovic Halevy erhalten vom Theater Palais Royal den Auftrag, eine Operette für die 6. Weltausstellung in Paris im Jahre 1867 zu schreiben. Offenbach macht sich rasch an die Arbeit und ist bereits im Jahr vor der Weltausstellung mit seinem neuen Werk fertig. Die Uraufführung kann daher bereits am 31. Oktober 1866 über die Bühne gehen. Am 31. Jänner 1867 findet im Wiener Carltheater die deutschsprachige Erstaufführung statt.

Rollen

Baron von Gondremark, Gutsbesitzer aus Schweden (Bariton)
Baronin Christine von Gondremark, seine Ehefrau (Sopran)
Raoul de Gardefeu (Tenor)
Gabrielle, Handschuhmacherin (Koloratursoubrette)
Jean Frick, ein Schuster (Tenor buffo)
Metella, ein leichtes Mädchen (Alt)
Pompa di Matadores, ein reicher Brasilianer (Tenor buffo)
Pauline, Stubenmädchen (Sopran)
Bobinet Chicard (Tenor)
Madame Quimper-Karadec, eine verwitwete Hausbesitzerin (Mezzosopran)
Madame Folle-Verdure, deren Nichte (Mezzosopran)
Joseph Partout, Hoteldiener (Tenor)
Urbain, Diener (Bass)
Clara (Sopran)
Leonie (Alt)
Louise (Alt)
Prosper, Bedienter (Tenor)
Gontram Chaumiere (Bariton)

Reisende und Bahnbeamte, Gepäckträger und Gäste, Dienerschaft und Kellner

Handlung

1. Akt: In einer Bahnhofshalle in Paris im Weltausstellungsjahr 1867
Auf einem Bahnhof in Paris erwarten die beiden zerstrittenen Lebemänner Raoul de Gardefeu und Bobinet Chicard die von ihnen beiden verehrte Metella. Als der Zug angekommen ist und die Fahrgäste austeigen, geht Metella in Gesellschaft eines anderen Herren an beiden vorbei, ohne sie zu beachten. In dieser Situation beschliessen die beiden ihren Streit beizulegen und wieder gemeinsame Sache zu machen. Gardefeu trifft Joseph Partout, den alten Diener des Pariser Grandhotels, der jetzt als Fremdenführer arbeitet und gerade den schwedischen Baron Gondremarck samt Gattin erwartet. Sofort kommt Gardefeu auf die Idee, mit Partout die Rollen zu tauschen. Baron Gondremarck möchte in Paris auf jeden Fall etwas Pikantes zu erleben. Seine Frau Christine möchte aber in die Oper und außerdem beabsichtigt sie Madame Quimper-Karadec und deren Nichte Madame Folle-Verdure zu besuchen.

2. Akt: In einem Salon im Haus Gardefeus
Gardefeu versucht den Gondremarcks weiszumachen, bei seinem Haus handle es sich um eine Dependance des Pariser Grandhotels. Um die Täuschung für die schwedischen Gäste vollkommen zu machen, erscheinen Handwerker und Dienstleute aus der Nachbarschaft und spielen die "feine Gesellschaft". Schon bei ihrer Ankunft auf dem Bahnhof hat er sein Herz an die schöne Baronin Christine verloren und jetzt hofft er, dass sich bald eine Gelegenheit für ein intimes Zusammensein ergeben würde. Da erscheint Metella, nach der sich Baron Gondremarck schon erkundigt hat, denn sie war ihm von einem Freund, der früher einmal in Paris geweilt hatte, als "pikantes Abenteuer" schriftlich empfohlen worden. Zum Schluss stößt auch Bobinet zu den ausgelassen Feiernden und beschließt, den Baron am nächsten Abend in der Wohnung seiner verreisten Tante, Madame Quimper-Karadec, auf gleiche Weise zu bewirten, während die Baronin einen Besuch in der Oper plant.

3. Akt: In einem Salon im Haus der Madame Quimper-Karadec
Die Vorbereitungen für den Empfang des schwedischen Barons laufen auf Hochtouren. Bobinet ist in eine abgetragene Admiralsuniform geschlüpft und das Stubenmädchen Pauline spielt seine Frau. Wie am Vortag haben sich wieder viele einfache Handwerker und Dienstleute aus der Nachbarschaft als "feine Gesellschaft" verkleidet. Als Baron Gondremark eintrifft, dauert es nicht lange und das Fest artet zu einer wahren Orgie aus. Der Schwede schwelgt im Glück und genießt das typische "Pariser Leben".

4. Akt: Wieder im Salon bei Gardefeu
Christine von Gondremark kommt von ihrem Opernbesuch zurück. Gardefeu hat sie schon sehnlichst erwartet. Doch kaum hat sie den Salon betreten, da erscheinen Madame Quimper-Karadec und ihre Nichte. Christine erzählt, dass sie während des Opernbesuches einen Brief von Metella erhalten habe, in dem es heiße, dass sie und ihr Ehemann von Gardefeu an der Nase herumgeführt worden seien. Sie beabsichtigt, es Gardefeu gleichzutun und rasch tauschen Christine und Madame Quimper-Karadec ihre Kleider. Gardefeu hält den Augenblick für günstig, um Christine endlich näher zu kommen. Er versucht sie zu küssen, lüftet ihren Schleier und schreckt beim Anblick einer alten Frau zurück. Baron Gondremark kehrt von seinem nächtlichen Streifzug zurück. Als er seine vermeintlich schlafende Gattin küssen will, erwacht sie und er starrt der alten Tante ins Gesicht.

5. Akt: Im Festsaal des Cafe Anglais
Der reiche Brasilianer Pompa di Matadores hat im Festsaal des Cafe Anglais zu einem rauschenden Fest geladen. Baron Gondremark erscheint im Cafe Anglais, um Metella zu treffen. Aber die Einladung zu dem trauten Beisammensein stammt von seiner eigenen Ehefrau. So sieht er sich plötzlich drei maskierten Damen gegenüber, die ihren Spott mit ihm treiben. Als er nur noch mit einer von ihnen alleine ist, nimmt diese ihre Maske ab und es ist seine eigene Frau, die ihn über die Pariser Täuschungen aufklärt. Am Ende versöhnen sich alle und genießen gemeinsam das ausgelassene "Pariser Leben".