Operetten-Lexikon

Karl Millöcker (1842-1899)

geboren am 29. April 1842 in Wien (Österreich)
gestorben am 31. Dezember 1899 in Baden bei Wien (Österreich)
begraben am Zentralfriedhof in Wien (Gruppe 32A, Nr. 35)

Sterbehaus mit Gedenktafel (Baden bei Wien)

Karl Millöcker erblickt am 29. April 1842 in Wien das Licht der Welt. In seinen Jugendjahren studiert er Flöte und Musiktheorie am Konservatorium in Wien. Schon mit 16 Jahren spielt Karl Millöcker als Flötist im Orchester des Josefstädter Theaters. Dort wirkt auch Franz von Suppe, der schon bald auf den talentierten Flötisten aufmerksam wird und ihn fördert. 1864 wird Millöcker auf Empfehlung von Suppe als Theaterkapellmeister nach Graz verpflichtet. Nach Aufenthalten in Budapest und am Wiener Harmonietheater, wo seine einaktige "Diana" uraufgeführt wird, wirkt er von 1869 bis 1883 als Kapellmeister am Theater an der Wien.

Millöcker debütiert in Wien 1871 im gleichen Jahr wie Johann Strauss als Operettenkomponist mit "Drei Paar Schuhe". Nach "Das verwunschene Schloss" (1878, Wien), "Gräfin Dubarry" (1879) und "Apajune, der Wassermann" (1880, Wien) schafft er mit "Der Bettelstudent" (1882, Wien) und "Gasparone" (1884) den Durchbruch auf der Operettenbühne. Die jahrelang missachtete und vielbelächelte Idee von der Volksoperette war damit glänzende und klingende Wirklichkeit geworden.

An Kenntnis des Bühnenwirksamen, des Szenisch-Schlagkräftigen sind beide (Millöcker und Suppe) Johann Strauß überlegen, der ja auch vom Ballsaal her zur Bühne dringt. Was dieser oft auf dem Umweg eines glänzenden Melodieneinfalles erringen muß, treffen sie mit ein paar Takten, mit einem schnellen Bühnenwitz ... Strauß mußte in der Operette leichtsinnig die Gaben eines Genies vergeuden, während Suppe ... und Millöcker als kluger, erfahrener Verwalter eines großen Talentes erschienen, schreibt Ferdinand Scherber 1899 in der Wiener Zeitung.

Mit "Der Feldprediger" (1884), "Der Vizeadmiral" (1886), "Die sieben Schwaben" (1887), "Der arme Jonathan“ (1890) und drei weiteren Spätwerken kann er an diese Erfolge nicht mehr anschliessen. Karl Millöcker stirbt 58 Jahre alt am 31. Dezember 1899 wie Carl Zeller im Jahr davor in Baden bei Wien.

Karl Millöcker nimmt eine wichtige Stelle in der Geschichte der Operette ein. Er ist zusammen mit Johann Strauss, Franz von Suppé und Carl Zeller der Vertreter der klassischen goldenen Wiener Operette. Karl Millöcker beherrscht eine solide Satzkunst und ist sehr begabt im Schreiben eindringlicher Melodien.

Werke

Der tote Gast (1865)
Die lustigen Binder (1865)
Diana (1867)
Der Sackpfeifer (1867)
Fraueninsel (1868)
Abenteuer in Wien (1873)
Das verwunschene Schloss (1878)
Gräfin Dubarry (1879)
> Die Dubarry (1931), Neubearb. von Theo Mackeben
Apajune, der Wassermann (1880)
Die Jungfrau von Belleville (1881)
Der Bettelstudent (1882)
Gasparone (1884)
Der Feldprediger (1884)
Der Vizeadmiral (1886)
Die sieben Schwaben (1887)
Der arme Jonathan (1890)
Das Sonntagskind (1892)
Der Probekuß (1894)
Das Nordlicht (1896)

Literatur

Calliano, Carl; Karl Millöcker in Baden, Festausgabe der Badener Zeitung vom 9.5.1925.
Rubey, Norbert: Carl Millöcker und Baden, Baden bei Wien 1992.
Wallner, Viktor: Die "leichte" Muse in Baden, Karl Millöcker - Carl Zeller - Karl Komzak, Baden bei Wien 1992.
Stemprok, Christine: Karl Millöcker - Das Schaffen an sich ist ein Schmerz,
     in: Wr. Bonbons. Heft 2/2005 bis 2/2006.
Walcher, Marga: Carl Millöcker - Liebe und Leidenschaft des vergessenen Komponisten, Wien 2011.