Operetten-Lexikon

Alfred Grünwald (1884-1951)

geboren am 16. Februar 1884 in Wien (Österreich)
gestorben am 25. Februar 1951 in Forrest Hills, New York (USA)

Alfred Grünwald wird am 16. Februar 1884 in Wien als Sohn des aus Budapest zugewanderten Hutfabrikanten Moritz Grünwald und seiner Frau Emma, geb. Donath, geboren. Er besucht das Realgymnasium und ist zuerst in einem Pelzhaus beschäftigt. Nebenbei arbeitet er aber auch als Chorsänger und Komparse an verschiedenen Wiener Theatern und in einer Theateragentur. Grünwald beginnt schon in seiner Schulzeit mit dem Schreiben und ist bald als Feuilletonist und Theaterkritiker für das "Neue Wiener Journal" tätig. Daneben verfasst er kleinere Bühnensketche und Einakter im Stil der französischen Farcen der 1890er-Jahre für Kabaretts.

1909 beginnt seine jahrzehntelange Zusammenarbeit mit Julius Brammer, mit dem er zahlreiche Textbücher für Operetten von Leo Ascher, Edmund Eysler, Leo Fall, Emmerich Kalman und Robert Stolz verfasst. Gemeinsam mit Brammer bildet Grünwald die damals sogenannte Firma "Brammer-Grünwald", eine Libretti-Werkstatt mit enormer Produktivität. In dieser Zusammenarbeit ist Julius Brammer meist für die Handlungsidee und die Dialoge und Alfred Grünwald für die Gesangstexte veranwortlich. Damit ist Alfred Grünwald einer der führenden Librettisten der silbernen Wiener Operette. Ende der 1920er-Jahren zerbricht seine Zusammenarbeit mit Julius Brammer. Für die Operetten von Paul Abraham und Oscar Straus findet er aber in Fritz Löhner-Beda einen neuen kongenialen Partner.

1938 wird Alfred Grünwald als Jude von der Gestapo verhaftet und teilt die Gefängniszelle mit dem späteren österreichischen Bundeskanzler Bruno Kreisky. Bei einem Freigang nutzt Alfred Grünwald die Gelegenheit zur Flucht nach Paris. Über Casablanca und Lissabon emigriert er mit seiner Familie in die USA. In Amerika kann Grünwald aber, ähnlich den meisten deutschsprachigen Operettenkomponisten und -librettisten, nicht mehr an seine Vorkriegserfolge anknüpfen. Alfred Grünwald stirbt am 25. Februar 1953 in Forest Hills, New York. Sein Sohn Henry Grunwald ist von 1987 bis 1990 als Botschafter der USA in Wien.

Textbücher

Die lustigen Weiber von Wien (Operette, 1908)
Die Dame in Rot (Operette, München 1911)
Hoheit tanzt Walzer (Operette, Wien 1912)
Der lachende Ehemann (Operette, Wien 1913)
Die ideale Gattin (Operette, Wien 1913)
Die schöne Schwedin (Operette, Wien 1915)
Die Kaiserin (Operette, Wien 1916)
Die Rose von Stambul (Operette, Wien 1916)
Bruder Leichtsinn (Operette, Wien 1917)
Das Sperrsechserl (Operette, 1920)
Der letzte Walzer (Operette, München 1920)
Die Tangokönigin (Operette, Wien 1921)
Die Bajadere (Operette, München 1921)
Die Perlen der Cleopatra (Operette, Berlin 1923)
Mädi (Operette, 1923)
Gräfin Mariza (Operette, Wien 1924)
Die Zirkusprinzessin (Operette, Wien 1926)
Die gold’ne Meisterin (Operette, Wien 1927)
Die Herzogin von Chicago (Operette, Wien 1928)
Das Veilchen vom Montmartre (Operette, Berlin 1930)
Viktoria und ihr Husar (Operette, Budapest 1930)
Die Blume von Hawaii (Operette, Leipzig 1931)
Ball im Savoy (Operette, Berlin 1932)
Eine Frau, die weiß, was sie will (Musikalische Komödie, 1932)
Venus in Seide (Operette)
Märchen im Grand-Hotel (Operette, Wien 1934)
Dschainah, das Mädchen aus dem Tanzhaus (Operette, 1935)
Polnische Hochzeit (Operette, 1937)
Roxy und ihr Wunderteam (Operette, 1937)
Bozena (Operette, Wien 1952)
Arizona Lady (Musical, Bern 1953)

Literatur

Grunwald Henry (Hrsg.): Ein Walzer muss es sein - Alfred Grünwald und die Wiener Operette, Wien 1991.
Arnbom, Marie-Theres: Die Villen von Bad Ischl - Wenn Häuser Geschichten erzählen, Wien 2017.