Banditenstreiche
Komische Operette in 3 Akten
Musik von Franz von Suppè
Text (nach B. Boutonnier) von Ludwig Bender
Musikbearbeitung und Neuinstrumenation von August Peter Waldenmaier
Uraufführung (Originalfassung): 27. April 1867 im Carltheater in Wien (Österreich)
Uraufführung (Neubearbeitung): 1955 im Stadttheater Trier (Deutschland)
Die Operette "Banditenstreiche" wird am 27. April 1867 im Carltheater in Wien als Einakter uraufgeführt. Das Textbuch der Urversion ist so schwach, dass das Werk bald in Vergessenheit gerät. Um Suppès wertvolle Musik zu retten, überarbeitet Ludwig Bender 1954 die Textvorlage und baut die Handlung zu einer dreiaktigen Operette aus. Die im Original vom Professor Tondolo nur erzählte Vorgeschichte der geplatzten Verlobung wird dabei für den neuen 1. Akt dramatisiert. Der 2. Akt beginnt dann mit der ursprünglichen Originalgeschichte und diese ist weitgehend unverändert aus dem ursprünglichen Einakter übernommen. Die für die beiden neuen Akte benötigte zusätzliche Musik stellt August Peter Waldenmaier mit großem Einfühlungsvermögen aus vergessenen Werken Suppès zusammen.
Rollen
Babbeo, Bürgermeister (Bass)
Lidia, seine Tochter (Sopran)
Gaetano, Lidias Verlobter (Bariton)
Tondolo, Professor (Tenor)
Malandrino, Räuberhauptmann (Tenor)
Theodosio, Millionär (Tenor)
Spaccmonti, Wachhabender (Bass)
Räuber, Räuberliebchen, Hochzeitsgäste
Handlung
1. Akt: Auf einer Gartenterrasse einer kleinen Hafenstadt im Golf von Neapel, zu Beginn des 19. Jahrhunderts.
Lidia freut sich zusammen mit ihrer Freundin Stella auf ihren Hochzeitstag, doch ihr Vater, der Bürgermeister Babbaeo, zögert noch, den Ehekontrakt zu unterzeichnen, da er insgeheim noch auf die Brautwerbung des Millionärs Lelio aus Aversa wartet. Dessen Brief platzt nun inmitten der Hochzeitsfeierlichkeiten herein und Babbaeo verweigert daraufhin Lydias armen Bräutigam Gaetano die Hand seiner Tochter und schickt die Hochzeitsgäste fort. Gaetano droht nun an, dass er sich an den gefürchteten Räuber Malandrino, den Rächer der Armen und Schwachen, wenden werde. Keiner ahnt, dass der Räuber längst im Ort ist und in Verkleidung eines alten Dieners die Lage gepeilt hat.
2. Akt: Auf dem Marktplatz
Im Schutz der herannahenden Dämmerung schleichen sich Räuber auf den Platz. Sie sondieren die Lage, bemerken, dass das Nachbarhaus des Bürgermeisters verlassen ist und sogar eine leichte Möglichkeit zum Einsteigen bietet. Der Räuberhauptmann selbst steigt in das offene Fenster ein und wird von Gaetano, der seine Braut entführen und ebenfalls einsteigen will, überrascht. Gaetano erzählt nun dem Banditen von seiner Misere und dieser verspricht, ihm zu helfen. Gleich darauf kommt der Professor und Schulmeister Tondolo angeheitert von der Feier des Bürgermeisters zurück. Er wird von den Banditen überfallen und ausgeplündert. Malandrino kommt hinzu und spielt den Retter, wobei Tondolo in Malandrino einen seiner frechsten Schüler von früher wiedererkennt. In seinem redseligen Zustand erzählt er Malandrino, dass er von Babaeo beauftragt worden ist, den Freier Lelio vom Hafen abzuholen. Malandrino fällt es nun nicht schwer, Tondolo zu überreden, den Lelio spaßeshalber zu überfallen. Dies geschieht und als der Überfallene um Hilfe ruft, kommt die Wache. Malandrino erklärt, Lelio sei der lange gesuchte Räuberhauptmann und er sei Lelio. Der einfältige Wachhabende Spaccamonti fällt auf den Schwindel herein und glaubt sogar, in der Physiognomie Lelios die typischen Merkmale eines Banditen zu erkennen. Malandrino kann also die 1000 Dukaten Belohnung, die Babbeo für die Ergreifung von ihm ausgesetzt hatte, einstreichen und erhält von diesem auch sogleich die Hand seiner Tochter. Ohne sich dieser zu erkennen zu geben, verspricht er ihr aber dennoch, ihr beizustehen, und spielt nun allen gegenüber, auch dem eifersüchtigen Gaetano, die Rolle des glücklichen Bräutigams vor. Als sich Spaccamonti, der ebenfalls Anspruch auf das Kopfgeld erhebt, von Babeo abgewiesen sieht, macht sich Lydias Freundin Stella an ihn heran, in der Hoffnung, dem von ihr heiß verehrten Malandrino, der nun in Person des Millionärs Lelio im Gefängnis sitzt, beistehen zu können.
3. Akt: In einer Loggia
Als Tondolo am nächsten Tag von Spaccamonti erfährt, dass der gefangen genommene Räuberhauptmann gehängt werden soll, gibt er sich selbst als Malandrino aus, da er glaubt, dass er daran schuld sei, dass der Falsche verhaftet wurde. Er verlangt von Spaccamonti seine Verhaftung, doch so einfach geht das nicht, dazu braucht der erst eine amtliche Bewilligung. Kurz darauf beginnt erneut die Hochzeitsfeier, Malandrino singt ein Brautlied und seine als Hochzeitsgäste verkleideten Spießgesellen tanzen Tarantella und anschließend alle einen wilden Galopp. Mitten hinein platzt Spaccamonti mit Lelio und bezeichnet nun Tondolo als den wahren Malandrino. Der echte Räuberhauptmann gibt sich jetzt aber als solcher zu erkennen, erzwingt von Babeo die Unterschrift auf den Heiratskontrakt zwischen Gaetano und Lydia und sorgt auch für die Vereinigung von Lelio mit Stella. Dann verschwindet er mit seiner Schar, nachdem sie zuvor noch die anderen Hochzeitsgäste um Geld und Schmuck erleichtert haben.
Musiknummern
Ouvertüre
Des Banditen kühnes Ziel (Auftrittslied des Malandrin)
Die Börse (Ensemble)
Bald schon werde ich dein Gatte (Duett von Malandrino und Lidia)
Glimmt ein Feuer irgendwo (Couplet des Spaccamonti)