Operetten-Lexikon

Häuptling Abendwind

Operette in 1 Akt
Musik von Jacques Offenbach
Text von Philippe Gille und Leon Battu / Johann Nepomuk Nestroy
Uraufführung: 16. Mai 1857 in Paris (Frankreich)
Deutsche Erstaufführung: 1. Februar 1862 im Theater am Franz-Josefs-Kai in Wien (Österreich)

Die Burleske in einem Akt "Häuptling Abendwind oder das gräuliche Festmahl" von Johann Nestroy ist sein letzte Stück, welches er für die Bühne geschrieben hat. Sie basiert auf dem Textbuch der 1857 in Paris uraufgeführten Operette "Vent du soir ou l'horrible festin" von Philippe Gille und Leon Battu. Die Musik zu dieser Operette von Jacques Offenbach behält Johann Nestroy für seine Couplets und Ensembleszenen bei, weshalb Nestroys Burleske als Operette in einem Akt gesehen werden kann. Das Stück wird am 1. Februar 1862 am Theater am Franz-Josefs-Kai in Wien mit dem Nestroy in der Titelrolle uraufgeführt. Das Theater wird im Jahr darauf durch einen Brand zerstört.

Rollen

Abendwind der Sanfte, Häuptling der Groß-Lulu
Biberhahn der Heftige, Häuptling der Papatutu
Ho-Gu, Abendwinds Koch
Atala, die Tochter von Abendwind
Arthur, ein Fremdling
Erster Groß-Luluerer
Zweiter Groß-Luluerer

Stammesangehörige der beiden Häuptlinge

Handlung

Auf einer der fernsten Inseln Australiens Anfang der 1860er-Jahre
Der Häuptling Groß-Lulus Abendwind der Sanfte hat den kriegerischen Häuptling der Papatutu Biberhahn zu einem Festmahl geladen um mit ihm über politische Angelegenheiten zu verhandeln. Abendwinds Jäger können aber auf der Insel keinerlei Wildbret, Fisch oder Sklaven auffinden, die der Koch Ho-Gu für das Mahl zubereiten könnte. Da erscheint der gestrandete Fremdling Arthur und verliebt sich auf den ersten Blick in Atala. Häuptling Abendwind befiehlt aber seinem Koch Ho-Gu den Fremdling auf die feinste Art zuzubereiten und zum Festmahl servieren zu lassen. Am Abend speisen die beiden Häuptlinge dank Ho-Gus Kochkunst vorzüglichst, bis Biberhahn für seinen Sohn Arthur, um die Hand Atalas anhält. Häuptling Abendwind begreift, dass er gerade seinen zukünftigen Schwiegersohn verspeist hat. Das bringt Biberhahn so sehr in Wut, dass er sogleich zu einem Rachefeldzug gegen Abendwind aufruft. Dieser sieht den letzten Ausweg darin, sein Orakel den heiligen Bären um Rat zu bitten. Der Bärenhaut entsteigt aber Arthur. Er hatte den Koch bestochen, statt seiner das Tier zu schlachten. Die beiden Häuptlinge versöhnen sich und geben gemeinsam die Verlobung ihrer Kinder bekannt.