Operetten-Lexikon

Simplicius

Operette in 3 Akten
Musik von Johann Strauss
Text von Victor Leon
Uraufführung: 17. Dezember 1887 im Theater an der Wien (Österreich)

Die Operette "Simplicius" basiert auf dem Roman "Der Abenteuerliche Simplicissimus" von Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen un spielt im Dreissigjährigen Krieg. Das Textbuch stammt von Victor Leon. Nach seinem Erfolg mit der Operette "Der Zigeunerbaron" im Jahre 1885 begann Johann Strauss Anfang 1887 mit der Komposition zu "Simplicius". Da er wegen der Scheidung von seiner 2. Ehefrau für längere Zeit in Coburg wohnen musste, entstanden hier wesentliche Teile dieses Werkes. Die Uraufführung im Theater an der Wien brachte trotz hoher Erwartungen keinen nachhaltiger Erfolg. Nach mehreren Umarbeitungen geriet das Werk nach 1894 in Vergessenheit bis es mehr als 100 Jahre später im Opernhaus Zürich 1999 zum 100. Todestag von Johann Strauss wieder auf die Bühne kam.

Rollen

Wendelin von Grübben, ein Eremit (Bariton)
Simplicius, sein jüngerer Sohn (Tenor)
General von Vliessen (Bariton)
Hildegard, seine Tochter (Sopran)
Arnim von Grübben, älterer Bruder des Simplicius (Tenor)
Melchior, Astrologe (Bariton)
Ebba, schwedische Spionin (Mezzosopran)
Schnapslotte (Sopran)
Tilly, ihre Tochter (Sopran)

Offiziere und Soldaten

Handlung

1. Akt: In einem dichten Wald in den Sudeten, im Dreissigjährigen Krieg (1618-1648).
Die Brüder Wendelin und Bruno von Grübben waren in dieselbe Frau verliebt und in einem Kampf wurde er von seinem eigenen Bruder getötet. Wendelin schickte seine Frau und seinen älteren Sohn Armin ins Kloster und zog sich mit seinem jüngeren Sohn  Simplicius in die einsamen Wälder zurück. Als Wendelins Frau, eine Gräfin von Vliessen, im Kloster verstirbt, hinterlässt sie ein Vermögen, das der Familie Grübben nur dann vererbt werden könne, wenn ein Nachkomme mit einer Gräfin von Vliessen vermählt werde. Da aber sowohl Wendelin und seine Söhne Armin und Simplicius als verschollen gelten, hält man die Familie Grübben für ausgestorben.
Wendelin von Grübben, der Eremit trifft nun im Wald auf Melchior, einen Astrologe aus Schweden, und dessen Begleiterin Ebba. Es stellt sich heraus, dass Melchior ein Nachfahre der Familie von Grübben ist und hildegard von Vliessen heiraten will, um an das Familienerbe zu kommen. Wendelin gibt ihm einen Abschiedsbrief, welchen er geschrieben hat, als er beabsichtigte mit Simplicius in den Tod zu gehen. Plötzlich eilt Simplicius herbei und berichtet von "eisernen" Männern, die er im Wald gesehen hat. Simplicius  ist in der Einsamkeit aufgewachsen und ist  daher ein höchst einfältiger Mensch geworden. Wendelin erklärt ihm, dass er Soldaten gesehen habe. Die Soldaten überfallen die Einsiedelei und nehmen Simplicius mit.

2. Akt: In einem Lager bei Olmütz.
Die Schnapslotte und ihre Tochter Tilly versorgen die Kriegstruppen mit chnaps. Simplicius, mittlerweile zum Soldaten geworden, hat das Kriegshandwerk noch nicht ganz begriffen. Er wird daher vom Wachtmeister geschimpft und Tilly nimmt ihn in Schutz. Sie gibt Simplicius den Rat, dass er, um ein richtiger Soldat zu werden, einen Feind gefangennehmen müsse.
Im Lager erwartet man die Ankunft des Baron von Grübben, welcher um die Hand der Tochter des Generals von Vliessen anhalten wird. Hildegard bittet ihren Vater erfolglos, nicht diesen fremden Mann heiraten zu müssen. Der Student Arnim kommt ins Lager und wird von Simplicius für einen Feind gehalten. Arnim ist in Hildegard verliebt. Der General ist wütend als er seine Tochter mit einem anderen Mann trifft, der auch noch um ihre Hand anhält. Arnim gibt sich nun als Baron von Grübben zu erkennen und so kann die Verlobungsfeier beginnen. Plötzlich taucht Simplicius mit Melchior auf, den er im Lager als Feind gefangengenommen hat. Melchior beteuert, er sei der Baron von Grübben. Zum Beweis überreicht er dem General den Brief, welchen er von Wendelin erhalten hat. Es herrscht Verwirrung darüber, wer nun von den beiden der richtige Bräutigam sei. Vorsichtshalber werden beide in Arrest gesetzt und Simplicius wird zum Fähnrich ernannt.

3. Akt:  Ein halbes Jahr später am Burghof in Hanau.
Melchior und Arnim sitzen noch immer unter Arrest. Melchior ist bereit, auf hildegard zu verzichten, wenn Arnim sich gewillt erklärt, ihm das Geldvermögen zu überlassen. Der General kommt mit einem Befehl des kaiserlichen Kabinetts in Wien herbei. Darin steht, dass man einen verwilderten Jungen mit dem Namen Simplicius suche, denn dieser sei der Sohn des Barons Wendelin von Grübben. Simplicius wird vom General sofort zum Leutnant befördert und seine Heirat mit hildegard verkündet. Simplicius ist zwar einverstanden, aber trotzdem sehr verwirrt. Besonders weil Tilly in ihn verliebt ist. Schnapslotte erkennt in Melchior ihren Ehemann, der sie vor 20 Jahren verlassen hatte. Arnim wird freigelassen. Simplicius kehrt in die weiten Wäldern zurück, in denen er aufgewachsen ist und die anderen folgen ihm. Dort treffen sie auf Wendelin. Da er noch am Leben ist, hat das Testament seiner Frau keine Gültigkeit. Tilly und Simplicius, aber auch Hildegard und Arnim finden nun endgültig zueinander.