Operetten-Lexikon

Robert Stolz (1880-1975)

geboren am 25. August 1880 in Graz (Österreich)
gestorben am 27. Juni 1975 in Berlin (Deutschland)
begraben am Zentralfriedhof in Wien (Gruppe 32C, Nr. 24)

Gedenktafel (Graz), Denkmal (Graz), Denkmal (Bad Hall), Gedenktafel (Bad Ischl),
Denkmal an der Robert-Stolz-Straße (St. Wolfgang am Wolfgangsee)

Am 25. August 1880 kommt Robert Elisabeth Stolz in Graz als 12. Kind des Komponisten und Musikdirektors Jakob Stolz und dessen Frau der Pianistin und Musiklehrerin Ida, geborene Bondy, zur Welt. Der 8-jährige Robert Stolz gilt schon als Wunderkind am Klavier. Er studiert Musik und absolviert 1896 die Staatsprüfung.

Seine erste Anstellung erhält er 1897 als Korrepititor am Städtischen Theater Graz, dann wird er Kapellmeister in Marburg an der Drau und 1902 am Stadttheater Salzburg. Nach einem Engagement am Deutschen Theater in Brünn wird er 1905 Kapellmeister am Theater an der Wien. Robert Stolz dirigiert hier am 30. Dezember 1905 die Uraufführung von Franz Lehars Operettenerfolg "Die lustige Witwe". 1913 komponiert er seine erste Filmmusik zum Alexander Girardi-Fim "Der Millionenonkel". Im Ersten Weltkrieg leistet er von 1914 bis 1918 Kriegsdienst.

Zu Beginn der 1920er-Jahre versucht Robert Stolz sich mit einem eigenen Theater in Wien selbständig zu machen. Er scheitert aber und geht 1924 nach Berlin. Ab 1926 lebt er wieder in Wien. Nach dem Anschluss Österreichs verlässt er 1938 wegen seiner ablehnenden Haltung gegenüber dem Nationalsozialismus seine Heimat. Er flieht zuerst nach Zürich, dann nach Paris, wo er als 'eindlicher Ausländer festgehalten wird. Nach seiner Freilassung emigriert er nach New York, wo er auch die Kriegsjahre verbringt. Robert Stolz kehrt sofort nach Kriegsende 1946 nach Wien zurück und setzt hier seine Tätigkeit als Komponist und Dirigent fort. In Wien wird ihm der Professorentitel verliehen. Ab 1952 komponiert er für die Wiener Eisrevue insgesamt 19 Eis-Operetten.

Robert Stolz war fünfmal verheiratet, zunächst mit den Sängerinnen Grete Holm und Franzi Ressl, dann mit der Soubrette Josephine Zernitz und mit Lilli Karner. In fünfter Ehe heiratet er 1946 Yvonne Louise Ulrich, genannt "Einzi" (1912-2004). Am 27. Juni 1975 stirbt Robert Stolz 94-jährig in Berlin. Er ist in einem Ehrengrab am Zentralfriedhof Wien bestattet.

Robert Stolz komponiert in seinem langen Leben über 60 Operetten sowie zahlreiche Filmmusiken und Lieder, die heute zu Volksliedern geworden sind. Für die Operette "Im weißen Rössl" komponiert er zwei Lieder, "Die ganze Welt ist himmelblau" und "Mein Liebeslied muss ein Walzer sein". Nach dem Zweiten Weltkrieg gilt er als letzter großer Meister der Wiener Operette.

Robert Stolz war von Kindheit an ein Briefmarkensammler und wurde auf zahlreichen Briefmarken und Sonderpoststempeln schon zu seinen Lebzeiten geehrt. Briefmarken mit dem Portrait von Robert Stolz erschienen in Österreich, Deutschland, San Marino, Paraguay, Uruguay, Ungarn und sogar in Nordkorea. Die Anzahl der ihm gewidmeten Sonderpoststempel ist heute kaum mehr überschaubar und hat sich zu einem eigenen Sammelthema verselbständigt.

Werke

Studentenulke (Marburg 1901)
Schön Lorchen (Salzburg 1903)
Manöverliebe (Brünn 1906)
Die lustigen Weiber von Wien (Brünn 1908)
Die Commandeuse (Wien 1909)
Grand Hotel Excelsior (Erfurt 1910)
Das Glücksmädel (Wien 1910)
Der Minenkönig (Wien 1911)
Die eiserne Jungfrau (Wien 1911)
Du liebes Wien (Wien 1913)
Das Lumperl (Stuttgart 1914)
Der Favorit (Berlin 1916)
Der Tanz ins Glück (Wien 1920)
> Hallo, das ist die Liebe (Wien 1958)
Die Rosen der Madonna (Oper, 1920)
Das Sperrsechserl (Wien 1920)
Kikeriki (Wien 1921)
Die Tanzgräfin (Berlin 1921)
Eine Sommernacht (1921)
Mädi (Berlin 1923)
Märchen im Schnee (Berlin 1925)
Eine einzige Nacht (1927)
Prinzessin Ti-Ti-Pa (Wien 1927)
Peppina (1930)
Der verlorene Walzer (Dresden 1930)
Venus in Seide (Zürich 1932)
Wenn die kleinen Veilchen blühen (Den Haag 1932)
Zwei Herzen im Dreivierteltakt (Zürich 1933)
Grüezi oder Der wilde Mann (Zürich 1934)
> Servus! Servus! (Wien 1935)
>>Himmelblaue Träume (Braunschweig 1938)
>>> Hochzeit am Bodensee (Bregenz 1969)
Rise and Shine (London 1936)
Die Reise um die Erde in 80 Minuten (Wien 1937)
Der süßeste Schwindel der Welt (Wien 1937)
Balaika (Paris 1938)
Night of Love (New York 1941)
Mr. Strauss goes to Boston (Boston 1945)
Schicksal mit Musik (Wien 1946)
Drei von der Donau (Wien 1947)
Ein Lied aus der Vorstadt (Wien 1948)
Fest in Casablanca (Nürnberg 1949)
Frühling im Prater (Wien 1949)
Karneval in Wien (1950)
Das Glücksrezept (Wien 1951)
Rainbow Square (London 1951)
Ballade vom lieben Augustin (1953)
Kleiner Schwindel in Paris (Wien 1956)
Trauminsel (Bregenz 1962)
Ein schöner Herbst (Wien 1963)
Frühjahrsparade (Wien 1964)

Literatur

Holm, Gustav: Im 3/4 Takt durch die Welt - Robert Stolz als Mensch und Künstler, Linz-Pittsburg-Wien 1948.
Brümmel, Wolf-Dietrich / Van Booth, Friedrich: Robert Stolz - Melodie eines Lebens, Wien 1967.
Herbrich, Othmar: Robert Stolz - König der Melodie, 1977.
Stolz, Robert und Einzi: Servus Du - Robert Stolz und sein Jahrhundert, München 1980.
Prawy, Marcel: Robert Stolz und sein Jahrhundert - Multi-Media-Show, Programmheft, Wien 1980.
Lang, Attila: Melodie aus Wien - Robert Stolz und sein Werk, Wien 1980.
Eidam, Klaus: Robert Stolz - Biographie eines Phänomens, Berlin 1989.
Prawy, Marcel: Robert Stolz - Servus Du - Revue eines Lebens, Programmheft, Wien 1992.
Seeliger, Roman: Die Wiener Eisrevue - Ein verklungener Traum, Wien 1993.
Semrau, Eugen: Robert Stolz, Sein Leben - Seine Werke, Salzburg 2002.
Semrau, Eugen: Mehr als ein Leben - Konstruktion und Funktion der Robert-Stolz-Legende,
     in: Operette unterm Hakenkreuz, Hrsg.: Schaller, Wolfgang, Berlin 2007.
Walthert, Reimar: Ein verhinderter Welterfolg - Politik und Operette nach 1933 am Beispiel „Grüezi“
     von Robert Stolz, Berlin-Leipzig 2022.

TV-Dokumentationen

Robert Stolz - Musik der Versöhnung, 2009, 60 Min.
Im weissen Rössl - Die wahre Geschichte, 2008, 25 Min.

Internet

robert.stolz.free.fr