Operetten-Lexikon

Das Dreimäderlhaus

Singspiel in 3 Akten
Musik von Heinrich Berté, unter Verwendung der Musik von Franz Schubert
Text von Alfred Maria Willner und Heinz Reichert
Uraufführung: 15. Jänner 1916 im Raimundtheater in Wien (Österreich)

Heinrich Berté stellt "Das Dreimäderlhaus" aus Melodien von Franz Schubert zum Textbuch von Alfred Maria Willner und Heinz Reichert nach dem Roman "Schwammerl" von Rudolf Hans Bartsch zusammen. Das Werk besteht aus 15 Nummern mit verbindenden Dialogen. Alle Musiknummern sind aus bekannten Werken Franz Schuberts zusammengesetzt und leicht bearbeitet. Das Singspiel in 3 Akten wird am 15. Jänner 1916 im Raimundtheater in Wien uraufgeführt. Nach der überaus erfolgreichen Uraufführung wird das Werk bald in 22 Sprachen übersetzt und in mehr als 60 Ländern aufgeführt. Die ersten Produktionen in Wien, Berlin u.a. Orten weisen mehr als 600 Aufführungen auf. Lieder wie "Unter einem Fliederbaum" und "Was Schön’res kann’s sein als ein Wiener Lied" tragen zum Welterfolg bei. Das überaus heftig kritisierte Werk ist nach "Die Fledermaus" von Johann Strauss die zweithäufigste gespielte Operette. Das Stück wird 1918 von Richard Oswald und 1958 unter der Regie von Ernst Marischka mit Karlheinz Böhm, Gustav Knuth, Magda Schneider, Ewald Balser und Johanna Matz in den Hauptrollen verfilmt.

In Wien auf der Mölkerbastei, wo während der Türkenbelagerung einst die Stadtmauer verlief, gleich gegenüber des Universitäts-Hauptgebäudes steht das liebevoll benannte und leicht schräg stehende Dreimäderlhaus. Errichtet im Jahre 1803 ist es in Wien eines der besten Beispiele für Biedermeier am Ende des josephinischen Klassizismus. Ein kleines Juwel, welches die Stilepoche zwischen den napoleonischen Kriegen und der Revolution von 1848 gebührend repräsentiert. Angeblich soll Schubert einst die drei reizenden Bewohnerinnen des Hauses angehimmelt haben. Das ist jedoch nicht belegt, und man weiss nicht, ob Schubert überhaupt jemals in dem Haus war.

Rollen

Franz Schubert, Komponist
Baron Franz von Schober, Dichter
Moritz von Schwind, Maler
Leopold Kupelwieser, Zeichner
Johann Michael Vogl, Hofopernsänger
Christian Tschöll
Marie Tschöll, dessen Frau
Haiderl, Hederl, Hannerl, deren Töchter
Demoiselle Lucia Grisi, Hoftheatersängerin
Andreas Bruneder
Ferdinand Binder
Nowotny, ein Vertrauter
Ein Kellner
Ein Herr
Eine Dame
Schani, ein Pikkolo
Rosi, Stubenmädchen der Grisi
Frau Brametzberger, Hausbesorgerin
Frau Weber, Nachbarin
Sali, Dienstmädchen bei Tschöll
Stingl, Bäckermeister
Krautmayr, Inspektor

Musikanten, Kinder, Mägde, Damen und Herren der Gesellschaft, Gendarmen

Handlung

1. Akt: Im Hofe von Schuberts Wohnhaus in Wien um 1826
Der Hofglasermeister Christian Tschöll hat drei hübsche Töchter, Hederl, Haiderl und Hannerl, alle in heiratsfähigem Alter. Franz Schubert empfängt seine Freunde Franz von Schober, Moritz von Schwind, Johann Michael Vogl und Leopold Kupelwieser. Alle sind gut gelaunt, trinken Wein und singen. Da gesellen sich die drei Tschöll-Mädchen mit dem Sattlermeister Andreas Bruneder und dem Posthalter Ferdinand Binder dazu. Hederl und Haiderl haben sich mit den beiden Kavalieren verlobt. Als diese ihren Schwiegervater in spe kommen sehen, nehmen sie Reißaus. Franz von Schober informiert den Glasermeister Tschöll über die Verlobung seiner Töchter Hederl und Haiderl mit Andreas Bruneder und Ferdinand Binder. Tschöll gibt nach erstem Ablehnen doch seinen Segen zu den Verlobungen. Hannerl, bittet Franz Schubert, ihr Gesangsunterricht zu erteilen. Sie ist heimlich in den Komponisten verliebt und möchte ihn möglichst oft treffen. Auch Schubert hat sich in Hannerl verliebt, wagt es aber nicht, es ihr zu gestehen, da er zu schüchtern ist.

2. Akt: In einem Salon bei Tschöll
Die Sängerin Lucia Grisi kommt zu Besuch und warnt Hannerl vor dem ihrer Meinung nach leichtlebigen Sänger Schober. Das ahnungslose Mädchen missversteht sie und glaubt, die Lucia spreche von Franz Schubert, enttäuscht wendet sie sich innerlich von ihm ab. Schubert bittet seinen Freund Schober, mit einem Lied für ihn zu werben. Er muss aber beobachten, wie Hannerl beglückt über Schuberts Zuneigung den Liebesboten Schober umarmt. Auch Lucia Grisi, die ein Auge auf Schober geworfen hat, ist eifersüchtig, als sie von der vermeintlichen Gunstbezeugung erfährt.

3. Akt: Am Platzl in Hietzing
Im Finale hat Hannerl aber ihr Herz endgültig für Schober entdeckt und Schubert beschließt, in seiner geliebten Musik Trost suchen, um die Herzensenttäuschung zu überwinden.

Musiknummern

1. Akt
Nr.1 Introduktion (Musikanten und Chor: "Fesch und schneidig")
Nr.2. Terzett (Haiderl, Hederl und Hannerl: "Heiderl und Hederl und Hannerl Tschöll")
Nr.3. Quartett (Schober, Vogl, Schwind und Kupelwieser: "Horch, horch, die Lerch' im Ätherblau")
Nr.4. Quintett (Schubert, Schober, Vogl, Schwind und Kupelwieser: "Unter einem Fliederbaum")
Nr.5. Duett (Hannerl und Schubert: "Bin so glücklich augenblicklich")
Nr.6. Finale I (Ensemble: "Unter einem Fliederbaum")

2. Akt
Nr.6a. Entr'akt und Introduktion
Nr.6b. Lied (Schubert: "Zu jeder Zeit, ob früh, ob spät")
Nr.7. Sextett (Hannerl, Haiderl, Hederl, Schober, Binder und Bruneder: "Wer's Mädel freit in schöner Zeit")
Nr.8. Duett (Grisi und Schober: "Sei g'scheit, wer wird denn schmollen")
Nr.9. Duett (Hannerl und Schubert: "Was uns dies Blümlein verschafft")
Nr.10. Duett (Hannerl und Schober: "Was ist übers Leberl krochen")
Nr.11. Lied (Tschöll: "Geh, Alte schau!" und "Wenn uns Gott Kinder schickt")
Nr.12. Finale II (Schubert, Schober und Hannerl: "Ich schnitt' es gern in alle Rinden ein")

3. Akt
Nr.12a. Zwischenaktmusik
Nr.12b. Introduktion und Melodram (Ensemble)
Nr.13. Lied (Schubert: "Vorüber - Vorbei!" und "Kam der Tag, wo ich dich ersah")
Nr.14. Duett (Hannerl und Schober: "Tritt ein Jüngling in die Ehe")
Nr.15. Duett (Grisi und Tschöll: "Du hast so was G'wisses")
Nr.16. Schlussgesang (Ensemble)

Orchesterbesetzung

Streicher, 2 Flöten, 2 Oboen, 2 Klarinetten, 2 Fagotte, 4 Hörner, 2 Trompeten, 3 Posaunen, 2 Schlagzeug, 1 Harfe